Gastartikel: Italienliebe vom Gardasee zur Adriaküste

 Dieses Jahr – 2017 – ist das Jahr der großen Veränderungen. Nach 6 Jahren in Mailand bin ich Anfang des Jahres wieder nach Deutschland gezogen und musste der harten Wahrheit ins Gesicht blicken: Der Sommer in Deutschland lässt von Mai bis September auf sich warten und kommt eigentlich nie wirklich an. Als ich Ende August nun in den wohlverdienten Urlaub zum Gardasee aufbrach, war die Sehnsucht nach der Sonne und nach lauwarmen Sommernächten groß. Bei der Überquerung des Brenners wurde mir wieder einmal bewußt, dass ich Italien im Herzen trage und trotz der Entscheidung in Deutschland zu leben, ist und bleibt es eine lebenslange Liebe.

Meine Eltern und ich trafen zeitgleich in unserer Ferienwohnung in Torri del Benaco am Gardasee ein. Meine Eltern mit dem Rad, mein Partner und ich mit dem Auto. Nach ein paar gemeinsamen Urlaubstagen am See bin ich gemeinsam mit meinen Eltern mit  dem Fahrrad aufgebrochen. Bisher waren die beiden nur im deutschen Sprachraum oder in touristischen Gegenden unterwegs gewesen, wo es keine Sprachschwierigkeiten gab und mein Auftrag sollte sein, sie vom Gardasee zur Adriaküste zu bringen und sie bei den  ersten Verständigungsschwierigkeiten zu unterstützen. Von nun an sollte also das eigentliche Abenteuer beginnen….

 

Tag 1: Von Torri del Benaco (VR) nach Ronco all’Adige (VR)

Bei 35 Grad brachen wir also auf von Torri del Benaco, Provinz Verona, Richtung Süd-Osten. Über Pastrengo und Bussolengo erreichten wir den Etsch-Radweg, der uns durch Verona führte und schließlich nach Ronco all’Adige, wo wir in einem idyllischen Agriturismo,  Antica Corte Cason ,Quartier bezogen. Ein Agriturismo ist ein bewirtschafteter Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeit. So etwas wie „Urlaub auf dem Bauernhof“. Von den Erzeugnissen aus eigener Landwirtschaft konnten wir am Abend kosten. Die herzliche Wirtin Paola verwöhnte uns im urigen Speisesaal mit einem köstlichen Abendessen , alles „a chilometro zero“, aus Erzeugnissen direkt vom Hof.

 

Tag 2: Von Ronco all’Adige (VR) nach Occhiobello (RO)

Weiter an der Etsch entlang sahen wir Obst- und Weinplantagen und freuten uns über den gut ausgebauten Radweg, der uns über Legnago nach Castagnaro führte.  In Castagnaro trafen wir die Entscheidung nicht weiterhin der Etsch zu folgen, sondern Kurs auf Ferrara zu nehmen. Schließlich war unser Ziel Lido di Spina (FE), wo ich und meine Familien in den 80er Jahren viele Urlaube verbracht hatten. Da Lido di Spina deutlich südlicher liegt als die Etschmündung in das Adriatische Meer , steuerten wir Ferrara an, um von da aus dem Fluß Po´zu folgen. Der Kurs Richtung Süden führte uns zum südlichen Zipfel der Provinz Rovigo, wo wir in Occhiobello (ca. 10 km vor Ferrara) Quartier nahmen. Das Hotel Borgo La Colombara war sehr stilvoll. Ein erfrischender Pool und ein exquisites Abendessen versüßten uns den Aufenthalt. Unsere Wirte waren sehr, sehr freundlich und gaben uns wertvolle Tipps für die Weiterreise. Wir sollten , den Po´zu unserer Linken, 60 km dem Fluss folgen, um die Adria zu erreichen. Und so ging unsere Reise weiter…

 

   

 

Tag 3: Von  Occhiobello (RO) nach Mesola (FE)

Diese Strecke hat mich auf unserer Reise am meisten beeindruckt. Ein auf dem Deich angelegter Fahrradweg führte uns 65 km den Pó entlang bis nach Mesola. Zu unserer Linken der Po´, zu unserer Rechten vertrocknete Felder und Sträucher und  verlassene, eingefallene Steinhäuser. Nur wenige Menschen begegneten uns auf diesem Weg. Zum Glück hatten wir genug zu Essen und zu Trinken, denn die auf der Strecke liegenden Ortschaften waren genau so verlassen wie der Weg selbst. Die faszinierende Monotonie der Strecke erinnerte mich an eine Wüste. Wir suchten uns eine Unterkunft in Mesola, in einem kleinen Örtchen in der Provinz Ferrara, ca. 20 km  vor der Adriatischen Küste.

 

 

Tag 4 : Von Mesola (FE) nach Lido di Spina (FE)

Auf dem Radweg Venedig-Ravenna , der uns durch Pinienwälder und gemütliche Wohngebiete führte, sahen wir auf der Höhe des bekannten Badeortes Lido delle Nazioni das erste Mal das Meer. Es war ein feierlicher, emotionaler Moment und ein wichtiges Etappenziel auf der Reise von Hanni und Peter war erreicht.

Nach einem Strandtag in Lido di Spina habe ich mich mit schweren Beinen und schweren Herzens von meinen Eltern verabschiedet und bin mit dem Auto zurück nach Torri del Benaco gefahren. Sie setzen ihre Reise fort, entlang der Adriaküste den Stiefel herunter, bis es dann auf das andere Küstenufer der italienischen Halbinsel geht und dann nach Sizilien.  Sie werden einem Italien begegnen, welches sie bisher noch nicht kennengelernt haben. Sie werden die eine oder andere Verständigungsschwierigkeit haben, die süditalienische Mentalität kennenlernen, regionale Küchen und Lebensarten kennenlernen.  Gerne würde ich sie noch weiter begleiten und als eine Art „Kulturvermittler“ dienen, aber aus beruflichen Gründen geht es für mich schon bald zurück nach Deutschland. Aber wir bleiben täglich im Kontakt und ich werde sie aus der Ferne begleiten und unterstützen.

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